Erfassungsschema

Welche Vorgaben sind in den Eingabefeldern zu beachten?

Es gibt drei für die Arbeit der AG Libellen wichtige Eingabefelder, bei denen es unterschiedliche Interpretationen hinsichtlich der einzugebenden Daten geben kann. Im folgenden wird erklärt, was genau in den Feldern eingegeben werden sollte. Dieses Erfassungsschema steht hier auch zum Download bereit: Erfassungsschema.pdf

 

Feld „Einheit“
Das Feld  gibt das festgestellte Entwicklungsstadium der Libelle an. Es ist ein Pflichtfeld, sollte also immer ausgefüllt werden. Lediglich bei der Aufbereitung von Altdaten, bei denen keine hinreichende Sicherheit hinsichtlich des Stadiums besteht, kann das Feld leer gelassen werden.
Die Meldung einer Art an einem definierten Ort zu einem bestimmten Datum geschieht normalerweise mit einem Datensatz. Aufgrund der anzugebenden Einheit kann es allerdings sinnvoll sein, für eine Art mehrere Datensätze anzulegen, wenn an einem Tag z.B. Emergenzen und Imagines (inklusive reproduktivem Verhalten) festgestellt werden. Dies muss nicht sein, aber gibt zusätzliche Informationen, die bei Auswertungen wertvoll sind.
Wie die einzelnen Einheiten definiert sind, was bei der Dateneingabe sein muss und was (gern) sein darf, ist in der folgenden Tabelle zusammengestellt:

EinheitDefinitionErläuterung
Alttier/ImagoImaginalstadium der Libelle unabhängig von ihrem ReifegradStandardangabe, wird in der Praxis häufig für Imagines allgemein ohne Differenzierung in Alt- und Jungtiere verwendet. Deshalb wird diese Angabe bei Auswertungen ausschließlich als „Imago“ interpretiert.
Bei der Erstellung von Flugzeitdiagrammen wird auf diese Einheit zurückgegriffen. Deshalb Alttier/Imago bitte immer vergeben, wenn (unspezifisch) Imagines beobachtet werden.
Ob eine Imago reif ist bzw. reproduktives Verhalten zeigt, kann im Feld Verhalten eingegeben werden (s.u.).
Emergenzschlüpfende Imago oder Imago frisch geschlüpftDiese Einheit ist wichtig für phänologische Auswertungen, deshalb bitte immer verwenden, wenn Emergenz beobachtet wird.
Außerdem belegt diese Einheit die erfolgreiche Reproduktion am betrachteten Gewässer.
Exuvienverlassene LarvenhautSofern (halb-)quantitative Exuvienaufsammlungen erfolgen, ist die Angabe zur Dokumentation der Populationsgröße generell sehr erwünscht.
Phänologische Auswertungen sind auf dieser Basis nicht möglich, weil Exuvien lange am Schlupfort verbleiben können. Werden aktuell schlüpfende oder an der Exuvie aushärtende Imagines angetroffen, soll diese Einheit deshalb nicht vergeben werden, stattdessen Emergenz.
Die Einheit Exuvien ist wichtig für den Nachweis der Reproduktion und – bei regelmäßigen Funden – auch für den Nachweis der Bodenständigkeit. Es wird deshalb empfohlen, die Anzahl der Exuvien generell mit anzugeben, d.h. es müsste dafür ein zweiter Datensatz angelegt werden, wenn gleichzeitig Imagines anwesend sind.
Jungtierjunge, noch nicht ausgefärbte Imago, die sich nicht mehr am Schlupfort befindetDie Einheit eignet sich nur bedingt für phänologische Auswertungen (s.o. unter Alttier/Imago), gibt aber im Einzelfall wertvolle Hinweise.
Sofern der Hinweis wichtig erscheint, dass Jungtiere vor Ort sind, kann diese Einheit gern angegeben werden - entweder als einzige Einheit oder im Rahmen eines zweiten Datensatzes als ergänzende Angabe zu einer anderen Einheit.
Bei gleichzeitiger Anwesenheit ausgefärbter Tiere ist die zusätzliche Angabe von Alttier/Imago nicht zwingend erforderlich, es sei denn, es wird gleichzeitig reproduktives Verhalten festgestellt (s.u.).
LarveLarvenstadium im WasserDie Einheit dient primär der Dokumentation gezielter Untersuchungen von Larven und sollte dann auch verwendet werden.
Bei Zufallsfunden von Larven im Rahmen der Erfassung von Imagines kann die Einheit Larve zusätzlich angegeben werden, d.h. es wird dafür ein zweiter Datensatz angelegt.

 

Feld „Verhalten“
Dieses Feld  ist kein Pflichtfeld. Sofern reproduktives Verhalten beobachtet wird, ist die Angabe jedoch sehr erwünscht. Die Auswahllisten in den drei Medien sind unterschiedlich lang und enthalten insbesondere in Cloud und App einiges, was sich auf andere Artengruppen als Libellen bezieht.
Welche Typen von Verhalten in den Auswahllisten für die Libellenkartierung sinnvoll sind und wie diese definiert und verwendet werden sollen, ist in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
Wird reproduktives Verhalten festgestellt, soll jeweils das höherwertige Verhalten je Beobachtungstag ausgewählt werden, d.h. Eiablage vor Paarung vor Territorialverhalten. Das bedeutet, dass auf Basis des Feldes Verhalten pro Art/Ort/Datum lediglich ein Datensatz angelegt wird. Damit der Datensatz in sich konsistent ist, sollte das Verhalten in einem Datensatz mit der Einheit Alttier/Imago kombiniert werden.

VerhaltenErläuterung
EiablageHochwertigstes reproduktives Verhalten, deshalb prioritär angeben.
PaarungMittelwertiges reproduktives Verhalten, deshalb nur angeben, wenn keine Eiablage beobachtet wird.
Unter dieses Verhalten fallen auch Tandems, die in Multibase nicht ausgewählt werden können.
Territorialverhaltengeringwertiges reproduktives Verhalten, deshalb nur angeben, wenn Eiablage oder Paarung nicht beobachtet werden.
ÜberwinterungAngabe ist nur bei Beobachtung von Sympecma-Arten sinnvoll, um Winterquartiere räumlich zu identifizieren.

 

Feld „Reproduktion“
Das Feld Reproduktion ist kein Pflichtfeld, die Angabe ist aber erwünscht, um reproduktive Vorkommen zu identifizieren (Reproduktion sicher) bzw. zufällig anwesenden Individuen nicht zu viel Bedeutung beizumessen (Kein Hinweis auf Reproduktion). Insbesondere bei seltenen Arten bzw. Arten der Roten Liste wird empfohlen, entsprechende Angaben zu machen.
Welche Typen von Reproduktion in den Auswahllisten für die Libellenkartierung sinnvoll sind und wie diese definiert und verwendet werden sollen, ist in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
Sofern im Feld Einheit Exuvien oder Emergenz angegeben sind (d.h. Reproduktion sicher), muss das Feld Reproduktion nicht unbedingt ausgefüllt werden, weil bei entsprechenden Auswertungen auch auf das Feld Einheit zurückgegriffen werden kann.

ReproduktionErläuterung
Kein Hinweis auf ReproduktionDas Gewässer scheint für die Reproduktion der Art nicht geeignet zu sein, es handelt sich offenbar um zugeflogene Einzeltiere oder ausschließlich um jagende Tiere. Das Kriterium kann z.B. auch für Beobachtungen von Sympecma-Arten im Landhabitat vergeben werden.
A – Reproduktion möglichDas Gewässer scheint für die Reproduktion der Art grundsätzlich geeignet zu sein, es gibt aber keine konkreten Hinweise auf Reproduktion.
B – Reproduktion wahrscheinlichEine Reproduktion erscheint möglich, weil z.B. Larven oder Jungtiere gefunden werden, die Anzahl beobachteter Imagines beiderlei Geschlechts groß ist und/oder zahlreiche Paarungen/Eiablagen festgestellt werden.
C – Reproduktion sicherReproduktion ist im Beobachtungsjahr durch die Beobachtung von Emergenzen oder den Fund von Exuvien sicher belegt. Dieses Kriterium bitte sehr streng verwenden!