von Werner Burkart
Calopteryx virgo ist unverkennbar: Im Gegensatz zur Schwesterart Calopteryx splendens hat das Männchen komplett tiefblaue Flügel. Das Weibchen zeigt – je nach Lichteinfall und Alter – eine grünlich-braune bis braunrote Färbung.
Fließgewässer, an denen diese Art fliegt sowie zur Fortpflanzung und Entwicklung kommt, sind in der Regel von guter Qualität. Das gilt sowohl für die Gewässergüte als auch die Natürlichkeit des Gewässergrundes und der Uferstrukturen sowie der Pflanzen im und am Gewässer. Calopteryx virgo ist an kühleres und sauerstoffreicheres Wasser gebunden als C. splendens. Sie ist eine Art der Bäche und Flussoberläufe, an denen sich schattige mit besonnten Abschnitten abwechseln.
In Niedersachsen ist ein deutliches Häufigkeitsgefälle von Ost nach West erkennbar. Das eindeutige Dichtezentrum liegt östlich der Aller-Weser-Linie, wo das Fließgewässernetz vergleichsweise wenig technisch überformt ist. Die Börden und das nordwestliche Weser- und Leinebergland scheinen dünn bzw. gar nicht besiedelt zu sein. In West-Niedersachsen befinden sich offenbar nur im weiteren Umfeld des Osnabrücker Raums nennenswerte Vorkommen, nach Norden zu gibt es nur sporadische Beobachtungen. In den Marschen und küstennahen Gebieten fehlt die Art, in Ostfriesland sind bisher überhaupt keine Vorkommen nachgewiesen.
Offenbar hat C. virgo in den letzten Jahren wieder zugenommen und sich ausgebreitet, nachdem um die Mitte der 1980er Jahre ein Bestandstief erreicht war. Ob die aktuelle Verbreitung in Niedersachsen wirklich dem beschriebenen Muster entspricht oder ob es, besonders nördlich der Mittelgebirgsschwelle, zwischen Ems und Hunte sowie im äußersten Süden und an den Arealrändern im Norden und Nordwesten – nicht doch noch unentdeckte Vorkommen gibt, ist eine Frage, der nachzugehen sich lohnen müsste.
Die Flugzeit kann – je nach Wetterlage – schon im zeitigen Mai einsetzen und bis Ende August andauern. Die höchste Aktivität beginnt im Juni und hält bis in den Juli an. In dieser Zeit sind bei warmem, sonnigem Wetter besetzte Reviere nicht zu übersehen. Die Männchen werben lebhaft und schmetterlingsartig flatternd um Weibchen, konkurrierende Artgenossen werden angegriffen und in wirbelnde Luftkämpfe verwickelt.
Text veröffentlicht am 31.01.2015
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