von Mathias Lohr
Crocothemis erythraea, die ihren europäischen Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum besitzt, galt bis Ende der 1990er Jahre in Mitteleuropa außerhalb wärmebegünstigter Gebiete, wie der Oberrheinebene, als Vermehrungsgast. Seitdem hat die Art sich stark ausgebreitet und findet sich aktuell bis zur Nord- und Ostseeküste und bis ins nördliche Schleswig-Holstein. Zahlreiche Bodenständigkeitsnachweise belegen, dass die Art viele Regionen auch dauerhaft besiedelt.
Die Art findet sich vorzugsweise in flachen, gut besonnten, ausdauernden Stillgewässern. Hierzu zählen z.B. Kleingewässer, Weiher und Altarme. In einigen Regionen besiedelt die Art regelmäßig auch Abgrabungsgewässer mit größeren Wassertiefen, insbesondere dann, wenn Flachwasserzonen vorhanden sind. Crocothemis erythraea hat vermutlich durch die Anlage solcher Gewässer infolge des Kies- und Sandabbaus in den letzten Jahrzehnten stark profitiert und die Ausbreitung ist auch eine Folge dieser Entwicklungen.
Erste Funde von C. erythraea gelangen für Niedersachsen etwa im Jahr 2000. Mittlerweile liegen aus allen Naturräumen des Landes Funde vor. Verbreitungsschwerpunkte liegen am ehesten in den wärmegetönten Flussniederungen von Oberweser, Leine und Ems. In vielen Regionen war seit der Entdeckung der Art eine starke Häufigkeitszunahme zu beobachten. So breitete sie sich in der Oberweserniederung, wo sie erstmals 2000 nachgewiesen worden war, in den Folgejahren kontinuierlich aus und gehört hier mittlerweile zu den häufigeren Großlibellenarten. Da die Art aufgrund der intensiven Färbung der Männchen, des breiten Hinterleibs und des ausgeprägten Revierverhaltens sehr auffällig ist, wurde die Ausbreitung der Art sehr gut dokumentiert. Sie gilt somit auch als anschauliches Beispiel für die Arealerweiterung von Arten infolge der in den letzten Jahren zu beobachtenden Klimaveränderungen. Gezielte Erfassungen sind für die Art nicht notwendig. Die Bestandsentwicklung der Art sollte jedoch intensiv beobachtet werden, um ggf. Häufigkeitsänderungen dokumentieren zu können.
Die Männchen besetzen i.d.R. Reviere in Ufernähe oder über Flachwasserzonen, die sie von Sitzwarten aus gegen Konkurrenten verteidigen. Hier findet auch die Paarung statt, die im Flug vollzogen wird. Die Weibchen legen – meist vom Männchen bewacht – die Eier in flache, gut besonnte Gewässerzonen ab, indem sie sie auf der Wasseroberfläche abstreifen. Die Schlupfzeit von C. erythraea beginnt in frühen Jahren bereits im Mai und erstreckt sich meist bis in den Juli. Die Hauptflugzeit liegt zwischen Anfang Juli und Mitte August und endet spätestens Anfang Oktober. In warmen Jahren und wärmebegünstigten Regionen kann eine zweite Jahresgeneration auftreten, die ab Juli schlüpft. In Niedersachsen dürfte dies jedoch nicht oder nur ausnahmsweise auftreten.
Text veröffentlicht am 21.07.2014
AG Datenbank – Erste Auswertungen