von Christian Fischer
Das geschlossene Verbreitungsgebiet von Sympetrum sanguineum erstreckt sich von Nordspanien über den größten Teil Europas bis nach Südschweden und ins Baltikum; auch Teile der Britischen Insel – wo eine Expansion nordwärts zu beobachten ist – sowie Irland werden besiedelt. Im Osten reicht das Areal bis nach Sibirien.
Niedersachsen und Bremen gehören mehr oder weniger vollständig zum Präsenzgebiet der Art, die hier oft sehr häufig auftritt. Lücken in der Rasterpunktkarte lassen sich vor allem in den Küstenmarschen, in der Ems-Hunte-Geest, Teilen der Lüneburger Heide, in der Börderegion und im südlichen Hügel- und Bergland ausmachen. Es dürfte sich größerenteils um Kartierungsdefizite, teilweise aber auch um Bereiche mit mangelndem Lebensraumangebot handeln. Klimatisch begünstigte Tieflagen werden präferiert, entsprechend fehlt die Art in den höheren Lagen des Harzes.
Es wird ein breites Spektrum von Biotopen bewohnt, das sowohl stehende als auch langsam fließende Gewässer umfasst. Oligotrophe Moorgewässer sowie vegetationslose Gewässer werden aber eher gemieden. Typisch sind schwankende Wasserstände und eine ausgeprägte Verlandungsvegetation in den Flach- und Wechselwasserzonen. Solche Bereiche werden auch zur Eiablage bevorzugt, wobei diese sogar über temporär trockengefallenem Schlammboden stattfinden kann. Sympetrum sanguineum gilt als Charakterart sommertrockener Überschwemmungsflächen und nutzt neben permanenten auch ephemere Gewässer, die nur einige Monate im Frühjahr und Frühsommer Wasser führen. In derartigen Habitaten kann S. sanguineum etwa mit Sympetrum flaveolum, S. depressiusculum, Lestes sponsa und/oder L. dryas vergesellschaftet sein. Ausdauernde Gewässer wie Gräben und Weiher werden entsprechend syntop mit anderen Libellen besiedelt, darunter auch weitere häufige „rote“ Sympetrum-Arten. Eine sorgfältige Bestimmung anhand der Beinfärbung und zusätzlicher Merkmale ist daher notwendig.
Der Beginn der Emergenz liegt normalerweise im Juni; die Hauptflugzeit dann zwischen Juli und September, mit einem Höhepunkt im August. Auch im Oktober können noch Beobachtungen gelingen, während Novembersichtungen von Imagines eine Ausnahme sind. Damit liegt der Schwerpunkt der Phänologie von S. sanguineum einige Wochen früher als der von Sympetrum vulgatum oder S. striolatum. Tageszeitlich sind die Tiere im Bereich der Gewässer hauptsächlich um die Mittagszeit und am Nachmittag aktiv; davor und danach eher in den Landhabitaten wie Wiesen und Waldränder.
Text veröffentlicht am 21.01.2015
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